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Gesundheits­kompetenz Tirol

17. Mrz 2022

 © LRTH 

Die Tiroler Landesregierung und der Lebensraum Tirol möchten Tirol bis 2030 europaweit führend im Bereich Gesundheitsvorsorge und Prävention machen. Aus diesem Grund wurden zwei weltweit einzigartige Studien ins Leben gerufen – LIFE & SUN Tirol.

Gemeinsam mit dem EUTOPS Institut der Universität Innsbruck wurde ein einfach klingendes, jedoch nicht so leicht zu erreichendes Ziel gesetzt: die Tirolerinnen und Tiroler sollen länger gesund leben. Dazu wurden zwei Interventionsstudien (LIFE&SUN Tirol Studien) mit dem Ziel der Lebensstilveränderung ins Leben gerufen.

In der LIFE Tirol Studie wurden 600 Proband:innen den Interventionen intermittierendes Fasten, Bewegung und/oder psychisches Wohlbefinden randomisiert zugeteilt. In der SUN Tirol Studie stand für über 100 Proband:innen ein Rauchstopp auf dem Programm, wobei die Hälfte der Proband:innen nach vier und acht Monaten ein Biofeedback bekam, also eine Information, inwieweit sich bestimmte mit dem Rauchen assoziierte epigenetische Marker durch den Rauchstopp verändert haben.

Die Studien fanden im Zeitraum November 2022 bis Dezember 2023 statt und beinhalteten circa 3.200 Studienvisiten und damit ungefähr 2.200 Zervixabstriche, 3.200 Mundschleimhautabstriche, 3.200 Blutproben, 2.400 Urinproben, 2.400 Stuhlproben sowie Trockenharn- und Trockenblutkarten von ausgewählten Proband:innen.

Zweimonatige Run-In-Phase

Die Proband:innen absolvierten zunächst eine zweimonatige Run-In-Phase, in der Basiswerte generiert wurden. Die Proband:innen wussten auch nicht, in welche Gruppe sie eingeteilt werden, sodass das Risiko eines verfälschten Ergebnisses minimiert wurde. Bei jeder ihrer fünf Visiten durchliefen sie eine komplette Präventionsstraße (ärztliche Anamnese, Untersuchung, Probenahme, Gefäßelastizitätsmessung, Entnahme von Blutproben, Bioimpedanzanalyse). Zudem hatten die Proband:innen regelmäßige Treffen mit den jeweiligen Coaches für ihre Intervention, sprich speziell geschulten Diätolog:innen, Sporttherapeut:innen und Psycholog:innen. All dies wurde von einer eigens designten LIFE&SUN App unterstützt, über die zu den Visitenzeitpunkten Fragebögen zu Lebens- und Schlafqualität, Stress sowie Ernährungs- und Bewegungsverhalten gestellt wurden Die App bildete zudem während der gesamten Studienzeit die jeweilige Intervention ab (Fastenzeiten, Bewegungsmonitoring, Übungen für Resilienzstrategien usw.). Die App hatte auch die Funktion der Kontaktaufnahme – eine Chatfunktion war 24/7 verfügbar und auch die Videotelefonate der Proband:innen mit den jeweiligen Coaches bzw. Gruppentreffen fanden über diese Plattform statt.

Unterschiedliche Interventionen

Die Proband:innen in der Fastenintervention fasteten 16 Stunden am Tag und durften in einem Zeitfenster von acht Stunden (wählbar zwischen 06:00 Uhr und 16:00 Uhr) frei essen; das Ganze sollten sie an sechs Tagen pro Woche durchführen. Sie bekamen zu jeder Visite eine Ernährungsberatung und wurden dazu angehalten, dreimal wöchentlich nüchtern ihre Ketonkörperwerte (β-Hydroxbutyrat) zu messen, um den Erfolg des Fastens zu überprüfen; gleichzeitig dokumentierten sie täglich über die LIFE&SUN App ihre Fastenzeit.

Bei der Bewegungsintervention wurde zunächst eine Sportfreigabe durch das Institut für Alpin-, Sportmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) ausgesprochen. Pro Proband:in wurden gemeinsam mit Sportwissenschaftler:innen der Universität Innsbruck Übungen  ausgewählt, die ideal in den jeweiligen Alltag der Proband:innen integriert werden können. Hier wurde vor allem Wert auf eine ausgewogene Mischung zwischen den Komponenten Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht/Koordination gelegt. Das Absolvieren der Übungen wurde jeweils in der App dokumentiert und wöchentlich durch einen Fragebogen zusammengefasst. Zusätzlich gab es ein monatliches Treffen mit dem jeweiligen Coach.

In der Wellbeing-Gruppe fanden die Treffen im Zweiwochentakt statt. Die Proband:innen bekamen von Psycholog:innen der Universität Innsbruck immer wieder neue Übungen und hatten so die Gelegenheit, verschiedene Strategien auszuprobieren und die passenden Übungen für sich zu finden. Monitorisiert wurde das Ganze durch Aufzeichnen der absolvierten Übungen sowie durch Fragebögen zu psychologischem Wellbeing, Resilienz, Selbstwirksamkeitserwartung und Wohlbefinden.

Die SUN Proband:innen starteten mit einem Präsenz-Gruppentermin der Suchthilfe Tirol ihre Rauchentwöhnung. Nach jeweils einer und zwei Wochen folgte mit derselben Gruppe ein Online-Treffen, wobei beim ersten Termin der offizielle Rauchstopp stattfand. Das Rauchentwöhnungsprogramm der Suchthilfe wurde eigens für die Studie konzipiert. Abschließend hatten die Proband:innen noch je zwei private Telefonate mit ihrem Coach, wo Probleme und Erfolge besprochen und Strategien gefestigt werden konnten.

Proband:innen, die sich aus verschiedensten Gründen nicht an die ihnen zugewiesenen Interventionen halten konnten, wurden nicht ausgeschlossen, sondern gebeten, weiterhin zu den Visiten zu kommen, sodass indirekt eine Kontrollgruppe generiert werden konnte. Dies diente auch der Überprüfung der langfristigen Umsetzbarkeit der ausgewählten Interventionen.

Seit 2021 fahren drei weitere Direktzüge aus Berlin, Frankfurt und Malmö nach Tirol. © Tirol Werbung / Hans Kapferer

© LRTH / Lisa Hörterer

Datenauswertung

Die Firma Assign DMB setzte den eCRF (electronic case report form), also die „Akte“ der Proband:innen, auf und verwaltete die verschiedenen Datenquellen, wie Labor, Ketonkörpermessung, App, sportmedizinisches Institut usw. Die Daten wurden durch Edit checks verifiziert und bereinigt, bevor sie an das Statistikteam des EUTOPS Instituts übermittelt wurden.

Zusätzlich wurde von AIT (Austrian Institute of Technology) eine elektronische Präventionsakte mit Schwerpunkt auf Primär- und Sekundärprävention erstellt. Für ein multidisziplinäres Präventionsnetzwerk wurde ein struktureller Präventionspfad entwickelt, der auf den Prinzipien der P4-Medizin basiert. Es wurde eine IT-Infrastruktur auf der Grundlage von HL7 FHIR und dem gemeinsamen OHDSI OMOP-Datenmodell entworfen. Das Konzept beinhaltet ein personalisiertes Präventionsmanagement, Risikobewertung, diagnostische und präventive Maßnahmen, und wird unterstützt durch eine modulare, interoperable IT-Infrastruktur mit einer Gesundheits-App, einem Präventionsdatensatz-Webdienst, Entscheidungsunterstützungsmodulen und einem intelligenten Präventionsregister, das die primäre und sekundäre Nutzung von Daten trennt.

Um diese enorme Datenbank auf lange Sicht erhalten zu können, wurden die Proband:innen gefragt, ob sie an Folgevisiten interessiert wären – auch hier schlägt sich der Erfolg der Studie nieder, denn in der LIFE Tirol Studie stehen 464 Zusagen 30 Absagen gegenüber, während in der SUN Tirol Studie 50 Proband:innen mit Ja und 6 mit Nein geantwortet haben.

Weltweit einzigartig

Die Größe dieser Präventionsstudie ist weltweit einzigartig. Mit diesem Projekt werden wertvolle Erkenntnisse generiert, wie die Gesellschaft gesünder altern und damit auch das Gesundheitssystem entlastet werden kann. Informationen, die besonders in Zeiten einer immer älter werdenden Bevölkerung bei zeitgleichem Fachkräftemangel zukunftsweisend sind. Da die Studien erst zum Jahreswechsel endeten und sich die Daten in Ausarbeitung befinden, ist mit ersten Ergebnissen im Sommer/Herbst 2024 zu rechnen. Zudem wird ein Großteil der Proband:innen weiterhin regelmäßig untersucht, um zu prüfen, wie lange die gesundheitsfördernden Effekte anhalten.